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„Ich bekomme graue Haare von den vielen schmalen Schleusen und niedrigen Brücken“, sagt Narcis Midvighi und lacht dröhnend. Dem Kapitän der Viva Tiara bereiten Schleusen und Brücken nicht wirklich Kopfzerbrechen. Der 52-jährige Rumäne aus Brăila in der Walachei an der Donau ist ein Routinier, arbeitet seit 30 Jahren auf Schiffen und viele Jahre für die Schweizer Reederei Scylla, zu deren Flotte 42 Schiffe gehören und acht davon sind als Viva Cruises auf den Flüssen Europas unterwegs. Die Viva Enjoy kommt Anfang 2025 neu hinzu.
Trotzdem ist bei jeder Schleuse auf der viertägigen Mosel-Kreuzfahrt Konzentration angesagt. „Die Viva Tiara ist 11,4 Meter breit und die Schleusen sind 12 Meter breit. Da ist nicht viel Spiel auf beiden Seiten“, sagt Narcis Midvighi und lacht wieder. Schleusen ist Maßarbeit, aber für ihn und seine Crew aus zweitem Kapitän, Maschinist, Steuermann und drei Matrosen ein Kinderspiel. Die Crew der Tiara ist ein eingespieltes Team, alle stammen aus Rumänien und rufen sich die Kommandos in ihrer Heimatsprache zu. Zwölfmal muss die Viva Tiara auf der Strecke von Koblenz bis Bernkastel-Kues und wieder zurück schleusen und als Gast bekommt man davon nicht viel mit: Oft sitzt man gemütlich beim Abendessen im Riverside Restaurant, auf dem Sonnendeck bei einem Moselwein oder man liegt im Tiefschlaf in seiner Kabine, wenn die Schleuse auf eine Nachtfahrt fällt.
- Kapitän Narcis Midvighi arbeitet seit 30 Jahren für die Schweizer Reederei Scylla, der auch die Viva Flotte gehört
- Auf den Spuren der Zeller „Schwarze Katz“ – eine berühmte Weinlage
Bei Kilometer Null der Mosel geht die Kreuzfahrt für uns los. Die Viva Tiara liegt am Uferkai in Koblenz kurz nach dem Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet. Manche Gäste sind vor der Einschiffung per Seilbahn auf die Festung Ehrenbreitstein geschwebt und haben von oben das atemberaubende Panorama und den leichten Farbunterschied der beiden Flüsse bewundert. Von Koblenz geht es stromaufwärts über die Mosel, die in Schleifen wie beschwipst durch das Tal mäandert und von malerischen Fachwerk- sowie Jugendstilstädten, wildromantischen Burgen auf Felsnasen wie in Cochem und steilen Weinbergen gesäumt ist. Die Hügel am Ufer sind so steil, dass einem schon vom Anblick schwindelig wird. Die Mosel ist das größte Steillagenweinland und das größte Rieslinganbaugebiet weltweit. Nirgendwo wird das so deutlich wie an der Terrassenmosel, wo am Bremmer Calmont die Weinreben auf einer Neigung von bis zu 68 Grad wachsen. Für die Winzer bedeutet das, hier kann nur in Handarbeit und mit Muskelkraft geerntet werden. Während die Viva Tiara langsam durch die Mosel Schleife gleitet, sieht man die Erntehelfer, die ab Anfang Oktober im Steilhang mit der Lese beginnen. Jede freie Parzelle an der Strecke, die auch nur halbwegs eine Südausrichtung hat, ist mit Rieslingstöcken bepflanzt. Wer auf der Viva Tiara eincheckt, kostet den Moselriesling an Bord oder bei den Ausflügen: Was darf es sein – trocken, feinherb oder lieblich?
- Die Aussicht von der beeindruckenden Reichsburg in Cochem ist fast märchenhaft. 1868 kaufte der Berliner Kommerzienrat Louis Ravené die Burgruine aus dem Mittelalter zum Schnäppchenpreis und baute sie wieder auf. Heute besuchen die Reichsburg Gäste aus aller Welt
- Mosel-Romantik in Traben-Trarbach: Die Viva Tiara liegt direkt vor dem Buddha-Museum
Die Viva Tiara ist ein gemütlich und geschmackvoll eingerichtetes Schiff mit einem wunderbar entspannten Flair, einer guten Küche mit All-Inclusive-Konzept und einem kleinen Spa-Bereich mit Sauna und Dampfbad, für den Zugang müssen die Gäste vorab ein Zeitfenster reservieren. Auf dem Sonnendeck locken Whirlpool, Liegestühle und Sitzgelegenheiten zum Entspannen. 2006 ist die Tiara vom Stapel gelaufen und 2020 wurden die 76 Kabinen für 152 Gäste renoviert. Das Ergebnis ist gelungen und strahlt Behaglichkeit aus: Maritime Blautöne und Beige dominieren etwa beim Teppichboden, der im Muster die Reflexion des Flusswassers aufgreift. Die 15 m² großen Zwei-Bett-Kabinen auf den drei Decks sind mit komfortablen Betten, Polsterstuhl, Schreib- oder Schminktisch, Kapsel-Kaffeemaschine und Radiowecker ausgestattet. Kissen mit nachtblauem Samt bezogen sowie das Bettkopfteil in Blautönen setzen harmonische Akzente und für optische Weite sorgen die großen Spiegel sowie die französischen Balkone auf den Decks Diamant und Rubin. Die Kabinen auf dem untersten Smaragd-Deck haben die gleiche Ausstattung, verzichten aber auf den französischen Balkon für ein nicht zu öffnendes Fenster. Die Badezimmer punkten mit Fußbodenheizung, schönen Kosmetikprodukten und einer geräumigen, halbrunden Dusche, in der auch ein Zwei-Meter-Mann mit breitem Schultern gut Platz hat. Ein weiterer Pluspunkt: Die Getränke in der Mini-Bar sind wie die meisten Getränke mit und ohne Alkohol während der gesamten Reise im All-Inclusive-Konzept inkludiert.
Auf unserer Mosel-Kreuzfahrt in der ersten Oktoberwoche ist die Viva Tiara mit 128 Gästen so gut wie ausgebucht. Die meisten stammen aus Deutschland ergänzt durch Reisegruppen aus Norwegen. „Unser Gästemarkt liegt bei der Verteilung, eine Hälfte stammt aus der DACH-Region und die andere Hälfte ist international. Besonders starke Märkte sind für uns die Benelux sowie skandinavischen Staaten und Nordamerika“, sagt Johanna Biegalla, Marketing Managerin.
Viele Gäste an Bord sind wie bei den meisten Flusskreuzfahrten reiselustige Silver Ager, häufig in Begleitung ihrer Kinder, die die entspannte, genussvolle Reiseart schätzen sowie den Komfort an Bord, zudem ein Aufzug gehört. Der befördert die Gäste von der Lobby auf das Diamant- und Rubin-Deck und so erreichen alle bequem die Restaurants.
- Das Restaurant im Heck: Hier sitzt man gemütlich
- Humorvolle Tour in Zell mit dem kostümierten „Riwigmännchen“. Ein Schluck Wein gehört dazu
Im Hauptrestaurant Riverside wird Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert und im kleinen Bistro im Heck der Viva Tiara genießt man auf Vorbestellung ein Mittag- oder Abendessen im intimeren Rahmen. Die Karte setzt luxuriöse Akzente mit etwa einer pikanten Hummercremesuppe oder Rindertartar als Vorspeise gefolgt von gegrilltem Rip-Eye-Steak, Tigergarnelen oder Lammkarrée mit Soßen zur Wahl und glasiertem Gemüse. Wer mag, bestellt zum süßen Finale etwa Käsekuchen im US-amerikanischen Stil. Im Riverside ist die Auswahl des Wahlmenüs deutlich größer. Man startet etwa mit einem feinen Rinder-Carpaccio, gefolgt von einem kleinen, knackigen Spinat-Salat mit feinem Honig-Senf-Dressing, lässt sich eine cremige Blumenkohlsuppe mit Münsterkäse schmecken und überlegt anschließend, was es zum Hauptgericht sein darf: Zarte Entenbrust „sous vide“-gegart, eine frische Flussforelle oder ein vegetarisches Knödelduo, das so gut schmeckt wie in seiner Südtiroler Heimat. Käseauswahl, Obst oder Dessert beschließen das Menü. Der Service wird von einem ausgesprochen freundlichen, aufmerksamen Team geleistet, das überwiegend aus den Balkanstaaten sowie Asien stammt, Englisch spricht und häufig Deutsch versteht. Das Team tischt zudem auch täglich ein veganes Menü und eine lokale Spezialität auf. „Auf der Mosel-Kreuzfahrt kann das die „Winzerpfanne“ oder der „Hunsrücker Spießbraten“ sein, sagt Ringo Karsch, seit 16 Jahren bei Scylla und seit 2018 als Culinary Director für das Gastro-Konzept der Viva-Flotte verantwortlich. Für die begleitenden Weine werden auch Positionen aus den jeweiligen Fahrgebieten ausgeschenkt. An der Mosel ist das etwa der spritzige Riesling „Bulli T1“ der Weinkellerei Selbach-Oster oder der fruchtige Rosé „Reisling“ aus der Edition Zeltinger-Hof – lecker zur Winzerpfanne oder Flussforelle. Wer wie wir zur Oktoberfestzeit an Bord ist, bekommt an einem Mittag zu Schweinebraten, Obazda, Brezeln und Co. ein süffiges Helles aus Bayern kredenzt – zusammen mit Blasmusik vom Band könnte die Stimmung im Riverside nicht besser sein.
Kurz gesagt, die Gäste lieben das Essen, sehen aber woanders einen Wermutstropfen. Die Viva Tiara hat keinen Liegeplatz in Bernkastel-Kues. Daher müssen die Ausflügler von Traben-Trarbach per Bus in den beliebten Ort gefahren werden. „Wir sind enttäuscht“, meint ein deutsches Ehepaar. Der Liegeplatz sei kurzfristig abgesagt worden, heißt es von der Schiffsleitung und mancher mutmaßt, dass Reedereien, die einen Liegeplatz gekauft haben, Vorrang haben könnten. In Koblenz ist ebenfalls kein Liegeplatz für die Tiara am Ende der Cruise verfügbar. Zig Schiffe liegen am Uferkai und Kapitän Narcis Midvighi diskutiert mit einem Mitarbeiter der Hafenmeisterei, wo er die Tiara parken soll. „Das Problem ist, dass Rhein und Mosel durch den starken Regen viel Wasser mit sich führen. Dadurch ist die Strömung stärker, die Schiffe kommen schneller voran, sind weit vor dem reservierten Zeitfenster für den Liegeplatz da. Das Vorgängerschiff liegt noch vor Ort und das nächste ist schon da“, sagt Thorsten Cornehls von der Hafenmeisterei in Koblenz. Bevorzugte Behandlung für ausgewählte Reedereien weist er zurück. „Wir buchen die Reservierungen für die Schiffe ein, sobald die E-Mails uns erreichen“, sagt Cornehls. Die Lösung für die Tiara ist nach einigem Hin und Her, sie parkt in der zweiten Reihe hinter einem anderen Flusskreuzer.
- Fine Dining im Heck der Viva Tiara: Im Bistro genießt man auf Vorbestellung ein Mittag- oder Abendessen im intimeren Rahmen
- Die Lobby auf der Viva Tiara ist grosszügig mit Shop und Rezeption
Zurück auf der Mosel: Als Highlight auf der Tour hat Cruise Direktor, Reinhold Galgon, eine Oldtimer-Bulli-Tour durch die Weinreben über Bernkastel-Kues im Angebot, die im Nu ausgebucht ist. Doch auch die Stadtrundgänge im bildhübschen Fachwerkdorf Beilstein, im Jugendstilstädtchen Traben-Trarbach, die humorvolle Tour des kostümierten „Riwigmännchen“ in Zell oder der Rundgang durch die beeindruckende Reichsburg samt Mosel-Panoramablick in Cochem kommen bei den englisch- wie deutschsprachigen Gästen gut an. Ein Pluspunkt sind die günstigen Ausflugpreise: Die Stadtrundgänge kosten pro Person zwischen 15 und 18 Euro. Wer mag, entdeckt auch manch Überraschendes auf der Strecke auf eigene Faust wie das Buddha-Museum in Traben-Trarbach oder den alten Bundesbankbunker in Cochem, der einst das bestgehütete Geheimnis der BRD war. Zurück auf der Viva Tiara genießen die Gäste Tombola oder Musik-Bingo bei Kuchen im Panorama Salon, während Kapitän Narcis Midvighi zurück nach Koblenz fährt und nach der letzten Schleuse augenzwinkernd ein graues Haar mehr zählt.
- Spannender Ausflug: das Buddha-Museum in Traben-Trarbach
- Fachwerkromantik im 120-Seelen-Dorf Beilstein: Der Ort ist so malerisch, dass er mehrfach als Film-Kulisse diente wie in „Wenn wir alle Engel wären“ mit Heinz Rühmann
- Typischer Mosel-Moment im Herbst: In den Kellereien werden die Trauben angeliefert
- Was darf es sein – ein Moselwein oder ein kaltes Bier? Getränke werden auch auf dem Sonnendeck serviert
- Für Gäste hat die Viva Tiara Fahrräder an Bord. Wer will, radelt ein Stück entlang der Mosel
Info: www.viva-cruises.com
Die Reise fand auf Einladung von Viva Cruises im Oktober 2024 statt.
Fotocredit: Petra Kirsch (14)