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28. September 2025Im September 2025 wäre der König des Blues 100 Jahre alt geworden. Ein guter Grund in den Bundesstaat zu reisen, in dem B.B. King geboren und zur Legende wurde. Hier im weiten ehemaligen Schwemmland des mächtigen Ol’Man Rivers funkeln Sightseeing-Perlen, die selbst US-Fans unbekannt sind.
Der frittierte Catfish (Wels) duftet verführerisch im Restaurant The Crown auf der Hauptstraße in Indianola. „Den Fisch esse ich immer, wenn ich hier zu Besuch bin. Das erinnert mich an meine Jugend und an meinen Vater“, sagt Karen Williams. Die 69-jährige ist eines der 15 unehelichen Kinder des weltberühmten Blues-Musikers B.B. King – eine Legende, 40 Millionen verkaufte Schallplatten, Konzerte in 90 Ländern und 15 Grammys. Zusammen mit ihrer Tochter Landra (48) ist Karen aus Las Vegas in den kleinen Ort in Mississippi gefahren, der B.B. King geprägt hat wie kaum ein anderer. Hier trifft sie Teile der Familie, um die Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag am 16.September 2025 zu besprechen. Die gehen im sehenswerten B.B. King Museum & Delta Interpretive Center über die Bühne. Dann werden sämtliche noch lebenden Kinder sowie die fast schon unzähligen Enkel nach Indianola fahren, um auch das Grab des Musikers an dem großen Museum über B.B. King und das Delta zu besuchen. Der Blues-Titan wurde im Mai 2015 auf dem Gelände beerdigt.
- Großartige Einblicke in das Leben des Ausnahme-Musikers gibt das B.B. King Museum & Delta Interpretive Center in Indianola. Hier ist auch die Grabstätte des Blues-Titanen. Zu seinem Geburtstag am 16. September 2025 feierte das Haus eine öffentliche Party
- B.B. Kings Tochter Karen Williams, ihre Tochter Landra Williams und eine weitere Enkelin von B.B. King, Tammi Stewart (v.l. nach r.) vor dem Club Ebony in Indianola, der in den 1940er Jahren gegründet wurde und den B.B. King kurz vor seinem Tod kaufte
„The Thrill is Gone“ (dt.: der Zauber ist weg) hat sich Enkelin Miche King damals aus Trauer auf den Unterarm tätowieren lassen – der Titel eines seiner großen Hits. „B.B. King war ein Familienmensch, auch wenn er fast nur auf Tour war. Zuhause war er relaxt, hat niemals Musik gemacht, sondern gerne Karten und Domino gespielt“, erzählt Karen Williams. Auch wenn B.B. King die letzten 40 Jahre in Las Vegas zu Hause war, blieb Indianola im Mississippi Delta immer seine Heimat: jenes weite, tischflache ehemalige Schwemmland des Mississippi zwischen Memphis und Vicksburg hinter den Deichen des großen Stroms der USA.
Hier entstand der Blues, die Musik der schwarzen Feldarbeiter auf den Baumwollplantagen des Südens. „Bis vor dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) war das Delta eine menschenleere Wildnis. Danach ein Magnet für ehemalige Sklaven, die auf dem fruchtbaren Land mit den Überflutungen des Mississippi, ideale Bedingungen fanden, um Baumwolle anzubauen. Sie pachteten Felder, mussten das Saatgut beim Pächter kaufen und einen großen Teil der Ernte an ihn abgeben. Die Sklaverei war zwar offiziell seit 1865 abgeschafft,aber sie lebten trotzdem wie Leibeigene. Wir nennen das Sharecropper-System“, erzählt Robert Terrell vom B.B.King Museum & Delta Interpretive Center in Indianola. Die mittellosen Kleinpächter mussten große Teile ihrer Ernten an die Landherren abtreten.
Zu ihnen gehörten auch B.B. Kings Eltern Albert und Nora Ella King, die im winzigen Berclair nahe Itta Bena ein Stück Land pachteten. Wer die wenigen Kilometer von Indianola aus dorthin fährt, landet im heißen Mississippi-Nirgendwo zwischen Feldern und Sümpfen. Robert Terrell parkt den Wagen auf einem staubigem Schotterweg – rund herum endlos weite Baumwollfelder, die ab September weiß blühen und reif zur Ernte sind. Am Wegesrand steht einer der 200 blauen Marker des Mississippi Blues Trail. Die Schilder markieren wichtige Orte des Blues.
Am 16.September 1925 wurde Riley B. King, der sich später den Künstlername B.B. King für Blues Boy zulegte, hier in einer einfachen Feldhütte geboren. Seine Eltern bauten Baumwolle an – sie hatten wie so viele im Delta ein hartes Leben, das der Blues erträglicher machte. Doch sie trennten sich. Da war B.B. King vier Jahre alt. Er zog mit seiner Mutter zur Großmutter. Als er zwölf war, starb seine Mutter – eine tragische Kindheit. Er arbeitete danach auf einer Baumwollfarm einer weißen Familie, fuhr Traktor und kaufte sich seine erste Gitarre – ein Meilenstein. Fortan spielte er in Kirchen und auf der Straße wie an der Ecke Second Street und Church Street in Indianola. Hier steht wieder ein Marker, dort wo einst B.B. Kings Musik den Asphalt beben ließ. Immer mit dabei „Lucille“ – so nannte er seine Gitarre, der er auch einen Song widmete. Später wird B.B. King sagen: „Die Nächte auf der Church Street vergisst man nicht“, da gehörte er zu den zehn besten Gitarristen der Welt.
- Der blaue Marker im winzigen Berclair nahe Itta Bena markiert den Geburtsort des Musikers, wo einst eine einfache Feldhütte stand
- B.B. King-Statue mit seiner heiß geliebten Gitarre „Lucille“ auf dem Gelände seines Museums
- Südstaatenflair zwischen Sumpf, Zypressen und Feldern: Hier wurde B.B. King am 16.September 1925 geboren
- Möglich, dass B.B. King die Sonntagsschule in dieser kleinen Holzkirche besuchte. Sie steht wenige hundert Meter von seinem Geburtsort entfernt
- Mit dem Luxus-Wagen durch Las Vegas: B.B. King’s 1978 Rolls-Royce Silver Shadow II ist in seinem Museum in Indianola ausgestellt
- Tief im Süden der USA liegt der hübsche Ort Greenwood mit Backsteinkirchen und Südstaatenvillen
Auch heute noch kann man sich von den wummernden Bässen des Blues mitreißen lassen: Eine der ersten Adressen in Indianola ist B.B. Kings eigener Club Ebony, der heute zu seinem Museum gehört und im Juni 2023 nach einer zweijährigen Renovierung frisch eröffnet wurde. Am Wochenende zünden auf der kleinen Bühne des mintgrün angestrichenen Hauses lokale Bands ein Musik-Feuerwerk, das den Urgrund des Blues wieder lebendig macht. Tipp: Am 13. und 18 September sieht man B.B. King dort erstmalig wieder auf der Bühne. Er wird im Club als Hologramm auftreten.
Die zweite Top-Adresse der Gegend liegt eine Autostunde weiter im Norden: Gleich neben dem Delta Blues Museum in Clarksdale steht eine Rumpelbude mit Graffitis auf der Fassade, Flohmarkt-Sofa vor der Tür und „Ground Zero“-Leuchtschild. Wer nicht weiß, was sich im Inneren verbirgt, setzt den Fuß kaum freiwillig hinein. Doch einmal drin, will man nicht mehr hinaus: Fast jeden Abend sorgen mehrere Bands für mitreißenden Blues, Soul und Rock‘n’Roll. Bei rustikaler Südstaatenküche mit frittierten grünen Tomaten und saftigen Spare Rips wippen und tanzen die Zuschauer mit. „Seid ihr wegen der Musik hier oder wegen Morgan Freeman?“, fragt einer der Einheimischen. Der berühmte Schauspieler ist einer der Inhaber des Ground Zero Blues Clubs, eröffnete ihn 2001. „Er kommt manchmal vorbei, hat 40 Meilen von hier entfernt eine Farm“, erzählt die Kellnerin Mandy und zeigt stolz ein gemeinsames Foto. Morgan Freemans Wurzeln liegen auch in Mississippi, und zwar im bildschönen Städtchen Greenwood 35 Autominuten östlich von Indianola. Während prachtvolle Südstaatenvillen unter Magnolienbäumen und Backsteinkirchen mit mächtigen Türmen das City-Herz säumen, stehen jenseits der Bahnlinie teils einfache, etwas herunter gekommene Holzhäuser. Hier ist das arme Viertel Baptist Town, in dem Freeman aufwuchs und 1955 die Highschool abschloss. Ein weiterer blauer Marker erinnert daran. Der Stadtteil wurde berühmt als Drehort des Spielfilms „The Help“.
Blues-Fans pilgern auch vor Greenwoods Stadttore. Zwischen Mais-, Soja- und Baumwollfeldern, auf denen sich mitunter auch ein Alligator verirrt, steht unscheinbar eine kleine Holz-Kirche: Vor der „Little Zion Church“ fand mutmaßlich die Trauerzeremonie von Robert Johnson (1911-1938) statt. Sein Grab – eines von drei behaupteten – liegt gleich nebenan beschattet von großen Bäumen. Der Gitarrist gilt als Urvater des Blues (z.B. „Sweet Home Chicago“) und hat viele Musikgrößen wie B.B. King oder Bob Dylan beeinflusst. Er gilt auch als der erste im „Klub 27“ – eine traurige Gemeinschaft. Es sind meist Blues-, Soul- und Rockmusiker, die alle mit 27 Jahren, oft bedingt durch eine selbstzerstörerische Ader, starben. Johnson soll eine verheiratete Frau verführt haben und durch den eifersüchtigen Ehemann vergiftet worden sein. Sein Geld verdiente der Ausnahme-Gitarrist zeitweise auf der Dockery Plantation. Dort arbeitete drei Jahrzehnte lang noch ein Urgestein des Blues, nämlich Charley Patton (1891-1934, z.B. „Pony Blues“), so wie viele andere Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln. Die mehr als 10.000 Hektar große Baumwollplantage war eine der größten und erfolgreichsten am Sunflower River und gilt als Geburtsort des Blues. Heute ist die 1895 gegründete Baumwollfarm in der Nähe von Cleveland ein frei zugängliches Freilichtmuseum und Wallfahrtsort für Blues-Freunde. Zwischen den mächtigen Scheunen zum Lagern der Ballen und in der Maschinenanlage „Cotton gin“, die die Fasern von den Samen trennte, fühlt man sich wie auf einer Zeitreise, die dank Audio-Stationen mit der Geschichte und Blues-Musik lebendig wird.
Und zum Schluss: ein Besuch im GRAMMY Museum Mississippi in Cleveland, das einzige weitere neben dem berühmten Haupthaus in Los Angeles. Warum ausgerechnet hier? In keinem anderen Bundesstaat lebten oder arbeiteten mehr Nominierte für den Oscar der Musik als in Mississippi. Beim Rundgang bewundert man etwa Taylor Swifts spektakuläre Red Carpet Outfits und trifft noch einmal auf B.B. King, der mal sagte: „The Blues are the three L’s – living, loving and hopefully laughing“ (dt: Der Blues sind die drei L's – leben, lieben und hoffentlich lachen).
Dann zurück nach Memphis in Tennessee und vor dem Heimflug in den coolen B.B. King Club auf der Beale Street – für leben, lieben, lachen.
- Außen Rumpelbude, aber innen tolle Konzert und eine top Stimmung: der Ground Zero Blues Club von Morgan Freeman in Clarksdale
- Eines von drei behaupteten Gräbern: An der Little Zion Church außerhalb von Greenwood soll die Blues-Legende Robert Johnson beerdigt sein
- Wie in „Vom Winde verweht“: In den prachtvollen Südstaatenvillen wie hier in Greenwood wohnen auch heute noch Plantagenbesitzer hier die Whittington Farm. Sie war Drehort im Spielfilm „The Help“ und Haus der Hauptdarstellerin Skeeter (Schauspielerin: Emma Stone).
- Das GRAMMY Museum Mississippi in Cleveland
Die Reise wurde von Visit Mississippi unterstützt.
Weitere Informationen:
www.mississippi-reisen.de
Infos zu Einreise und Visum:
www.auswärtiges-amt.de
Beste Reisezeit: Im Herbst zur Baumwollernte oder im Frühling zur Magnolien-Blüte
Anreise: Zum Beispiel mit United Airlines von Frankfurt, Berlin oder München über Chicago, Houston oder Newark nach Memphis. Von dort per Mietwagen nach Süden.
Unterkunft:
Indianola: bestes Hotel im Ort, Zimmer zweckmäßig, sauber: Hampton Inn Indianola, DZ/F ab ca. 170 US-Dollar
Greenwood: sehr schönes Hotel im Herzen der Stadt, charmante Zimmer mit Marmorbädern: The Alluvian, DZ ab ca. 230 US-Dollar
Außerhalb von Greenwood umgeben von Feldern: rustikale, einfache Hütten mit authentischem Südstaatenflair für Selbstversorger: Tallahatchie Flats, Übernachtung in Hütte für 4 Personen ab ca. 110 US-Dollar
Clarksdale: mitten in der Stadt, wenige Fußminuten vom Ground Zero Blues Club entfernt in einem renovierten, alten Backsteingebäude,nur mit Bar, kein Frühstück, Zimmer modern-schlicht: Travelers Hotel, DZ ab ca. 230 US-Dollar
Ausflüge und Touren:
Kanutour: mit Quapaw Canoe Company geführt auf dem Mississippi
Infos: www.island63.com
Fotocredit: Petra Kirsch (15)
- Im Frühling sind die vielen Magnolienbäume übersät mit fein duftenden Blüten. Der Bundesstaat wird auch Magnolia State genannt
- Baumwolle in Ballen – fertig zum Export oder zur weiteren Verarbeitung. Der Baumwollanbau ist stark zurück gegangen, die Konkurrenz aus Asien produziert billiger