
Auf B.B. Kings Spuren durch Mississippi
28. September 2025Elvis Presley, B.B. King oder die Ikone der Bürgerrechtsbewegung, Dr. Martin Luther King – nirgendwo ist das Erbe dieser Männer lebendiger als in Memphis. Die Millionenstadt in Tennessee glänzt mit Elvis-Traumzielen, Blues, Soul und Barbecue am mächtigen Ol’Man River
Hier kurvte er mit Priscilla und Lisa Marie lachend im Golfcart durch den Garten: Graceland. In dem Herrenhaus mit Säulen-Portikus flankiert von zwei Löwenstatuen in Memphis glaubt man, Elvis Presleys Stimme zu hören. Aus der Küche scheint es, nach seinen geliebten Erdnussbutter-Bananen Sandwiches zu duften. Alles sieht noch so aus, als wäre der König des Rock ‘n‘ Roll nur kurz zur Tür raus: das Wohnzimmer mit Buntglasscheiben und weißen Ledersofas, der berühmte Jungle Room mit künstlichem Wasserfall oder das Billardzimmer. Im gelb-blauen Fernsehzimmer flimmern immer noch die TV-Geräte nebeneinander.
Fernsehschauen war eines seiner Lieblingsbeschäftigungen, 14 Geräte gibt es im Haus. Viele Videos und Fotos zeigen den Ausnahme-Musiker, der im Januar 2025 90 Jahre alt geworden wäre, ganz privat. Nirgendwo sonst als hier im US-Bundesstaat Tennessee kommen Fans ihrem Idol so nah wie in Graceland.
1957 hat der damals 22-jährige Elvis das Herrenhaus von der Vorbesitzerin, Mrs. Grace Toof, für 100.000 US-Dollar gekauft. Hier lebte er bis zu seinem Tod 20 Jahre später.
An seinem Grab gleich neben dem Pool bleibt kaum ein Besucherauge trocken. Nicht nur Elvis ist hier beerdigt, auch seine Eltern Vernon und Gladys, sein kurz nach der Geburt gestorbener Zwillingsbruder Jessie Garon und sein einziges Kind, Lisa Marie Presley.
Auf der anderen Straßenseite des sechsspurigen Elvis Presley Boulevard liegt das Besucher- und Veranstaltungszentrum Elvis Presley’s Memphis: Zwischen Souvenirshops und Restaurants wie „Vernons Smokehouse“ sind seine Autos, wie der rosafarbene Cadillac, den er seiner Mutter schenkte, seine Bühnenkleidung, Motorräder und seine beiden Flugzeuge ausgestellt. Der Jet „Lisa Marie“ ist besonders luxuriös ausgestattet mit Ledersitzen und Sicherheitsgurten mit goldenen Schnallen.
Ein Blick auf die Verrücktheiten des superreichen Kings sind nicht günstig: Die einfache, tagesfüllende Tour 85,50 Dollar und die Ultimate VIP Tour mit exklusivem Blick hinter die Kulissen und Essen 236,50 Dollar. Nach Museums-Angaben besuchen mehr als 500.000 Menschen jährlich Graceland, nur ins Weiße Haus in Washington wollen mehr.
- Mehr als eine halbe Million Besucher pilgern jährlich nach Graceland
- Am Grab von Elvis Presley in Graceland bleibt kein Besucherauge trocken
- Der rosafarbene Cadillac, den Elvis seiner Mutter schenkte, ist in Graceland ausgestellt
- Weiße Sofas und viel Glas: Elvis Presleys Wohnzimmer in Graceland
- Im Fernsehzimmer in Graceland flimmern auch heute noch die TV-Geräte
- Elvis Presleys Küche in Graceland
Elvis, aber auch Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Carl Perkins haben sich in Memphis‘ Seele eingebrannt. Was sie verbindet? Auch das klitzekleine, legendäre Sun Studio in einem schmalen Backsteineckgebäude an der Union Avenue, Ecke Marshall Avenue. Der Produzent Sam Phillips mixte dort in den 1950ern „schwarze“ mit „weißen“ Sounds und löste damit eine musikalische Weltrevolution aus: Der Rock ‘n‘ Roll war geboren. Elvis nahm hier 1954 seinen ersten Hit „That’s All Right, Mama“ auf, der ihn schlagartig reich und berühmt machte. Dank den Einnahmen fuhr seine Mutter den rosafarbenen Cadillac. Heute führen junge Musiker durch den legendären Aufnahmeraum. Das Mikrofon, in das Elvis damals sang, darf jeder in die Hand neben.
Wen das noch nicht in Stimmung bringt, spürt die Hitze der Südstaatennacht spätestens in der Beale Street. Auf der berühmten Bluesmeile Amerikas schicken Clubs wie B.B. King’s oder Rum Boogie Café mitreißende Gitarrensounds in die Straße und Akrobaten wirbeln durch die Luft. Überall kitzelt der würzige Duft von saftigen Steaks und Spare Rips aus dem Smoker die Nase. Noch so ein Memphis-Klassiker, den mehr als 100 Lokale servieren. Besonders lecker sind die Gerichte bei Charlie Vergos‘ Rendezvous – wo sie völlig untypisch vom Grill mit der sogenannten „Dry Rub“-Kruste kommen – und bei Central BBQ.
- „That’s All Right, Mama“ sang Elvis in das berühmte Mikro im Sun Studio. Fans, ob groß oder klein, machen es ihm heute nach
- Ein Ort, der Musikgeschichte geschrieben hat: das Sun Studio
- „Walking in Memphis“: Der B.B. King Club auf der Beale Street
- Spare Rips, Pulled Pork oder frittierte Zwiebelringe: Im Central BBQ schlemmt man deftige Südstaatenküche
- Blues, Soul und Rock ’n‘ Roll: Im B.B. King Club auf der Beale Street zünden jeden Abend Bands ein musikalisches Feuerwerk
- Im Diner im 1950er-Jahre-Stil, The Arcade, war Elvis Presley oft zu Gast. Auf seinem Stammplatz erinnern Fotos an den König des Rock ’n‘ Roll
Gleich gegenüber liegt ein tränenreicher Ort. Auf dem Balkon des ehemaligen Lorraine Motels sank Dr. Martin Luther King (1929-1968) von der Kugel getroffen zu Boden. Über den Tod des Kämpfers für die Gleichheit von Schwarz und Weiß und die Vorgeschichte bis zurück zum Beginn der Sklaverei in Nordamerika gibt es rund um den Tatort gebauten National Civil Rights Museum viel zu lernen: dem großen Museum der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Der Blick in das Zimmer mit ungemachtem Bett und Kaffeetassen, in dem der Friedensnobelpreisträger Martin Luther King seine letzte Nacht verbrachte, lässt den Atem stocken.
Ganz andere Gefühle – romantischer Art – wecken die Sonnenuntergänge über dem Mississippi, dem Ol‘ Man River. Besonders eindrucksvoll sieht man das Feuerrot von den Ausflugsschiffen der Memphis Riverboats, aus dem Tom Lee Park am Ufer oder von der Aussichtsplattform in schwindelnder Höhe der riesigen Memphis Pyramid.
Wirkliche Konkurrenz machen diesem Naturschauspiel nur die Stars des Peabody Hotels. Die Enten des 100 Jahre alten „Grandhotels des Südens“ planschen und quaken tagsüber im Brunnen der prächtigen Lobby und werden pünktlich um 11 und 17 Uhr über einen roten Teppich hin- und zurückgeführt – eine tierisch schöne Parade!
Um Schönheit geht es auch im „Beauty Shop“ in Memphis Trend-Viertel Cooper-Young in Midtown. Auf den breiten Ledersesseln mit Haartrockenhauben saß einst Priscilla Presley für eine perfekte Föhnwelle im Rockabilly-Style. Heute ist es ein hippes Restaurant, in dem Familien Salate und Sandwiches genießen. Vor der Tür trifft man als Bronze-Statuen berühmte Musiker wie Johnny Cash oder stöbert bei Burke‘s Books nach Lektüre über Memphis und seine Musik, die auch heute noch wie ein Donnerhall wirkt.
Denn noch eine zweite Weltrevolution der Musik ging von Memphis aus. Das Stax Museum of American Soul Music erzählt von Otis Redding, Isaac Hayes, Carla Thomas und vielen mehr, die in den 1960ern und frühen 1970er Jahren hier aufnahmen. Musik gehört einfach zum amerikanischen Lebensrhythmus. Und das gilt erst recht für Memphis in Tennessee: Live-Musik gibt’s in der Stadt der Könige und Heimat von Blues, Soul und Rock ’n’ Roll fast an jeder Ecke.
- Amerikas großes Museum der Bürgerrechtsbewegung. Ein Kranz erinnert an Dr. Martin Luther King, der hier auf dem Balkon am 4.April 1968 erschossen wurde
- Dr. Martin Luther King wurde auf dem Balkon des Lorraine Motels am 4.April 1968 erschossen
- Sexy Glitzerkleid und goldene High-Heels: Tina Turners Bühnen-Outfit der 1960er Jahre zeigt das Stax Museum of American Soul Music . Hier nahm sie mit ihrem damaligen Mann Ike auf
Die Reise wurde vom Verkehrsbüro Memphis Tourism unterstützt.
Weitere Informationen:
www.memphistravel.com
Infos zu Einreise:
www.auswärtiges-amt.de
Beste Reisezeit: Im Frühling oder Herbst
Anreise: Zum Beispiel mit United Airlines von Frankfurt, Berlin oder München über Chicago, Houston oder Newark nach Memphis.
Unterkunft:
The Central Station Memphis Curio Collection by Hilton: Cool renoviertes Bahnhofsgebäude von 1914 mit Bar, Restaurant und Inhouse-DJ. Etwa 120 moderne, großzügig geschnittene, gemütliche Zimmer, Ü/DZ ab ca. 170 Euro
Tipp zum Frühstücken in der Nähe, etwa auf Elvis Presleys Stammplatz: The Arcade – Diner im 50er-Jahre-Stil
Fotocredit: Petra Kirsch (19)
- Südstaatenvillen und plätschernde Springbrunnen unter Bäumen: am Ufer des Mississippi in Memphis
- Streetart für köstliches Südstaaten-Essen. Das The Four Way serviert seit 1946 Memphis bestes Soulfood. Schon Dr. Martin Luther King aß hier honigfarbene Wings
- Die Pyramide von Memphis: Im Inneren ein Einkaufszentrum und ganz oben ein Restaurant mit atemberaubender Aussicht auf den Mississippi