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9. Juni 2025Auf den Spuren des Walzerkönigs
London hat die Rolling Stones, Salzburg hat Mozart und Wien Johann Strauss: Vor 200 Jahren wurde der Ausnahmekünstler geboren und Wien feiert ihn im Jubiläumsjahr mit neuen Museen, Ausstellungen und Konzerten. Ein Wochenende in Walzerseligkeit mit einem Superstar des 19.Jahrhunderts.
Der „Donauwalzer“, „Die Fledermaus“ oder „Wiener Blut“ – die Tanz- und Konzertmusik sowie die Bühnenwerke von Johann Strauss faszinieren bis heute. Doch wer war der Mann, der für seine Jahrhundertkompositionen gefeiert wird, der zum vermögenden Weltstar aufstieg und Wien seinen Stempel aufdrückte wie kein anderer?
Wenn ein Schauspieler in die Rolle des Komponisten schlüpft – wie etwa in der Netflix-Serie „Die Kaiserin“ mit Andreas Bongard als Strauss – sieht der Zuschauer meist einen völlig vergeistigten Typ am Flügel mit vollen, zerzausten Haaren und einem mächtigen Backen- und Schnauzbart. Die überzeichnete Filmdarstellung kokettiert mit den vielen Karikaturen des Komponisten, die von ihm zu Lebzeiten in zig Blättern erschienen. Mutmaßlich nahm Johann Strauss (1825-1899) die Verunglimpfung seiner Person gelassen. Schließlich fertigte er selbst gerne Karikaturen seiner Zeitgenossen an, eines seiner Hobbys neben dem Kartenspiel Tarock und Billard. Diesen privaten Einblick bekommt man in seinem vornehmen Rückzugsort, die Wohnung in der Praterstraße.
Das erste Strauss-Museum führt in die Leopoldstadt im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Ein charmantes Viertel mit Bürgerhäusern, Cafés, Restaurants und eben Strauss' Wohnung. Hier lebte er von 1863 bis in die 1870er mit seiner ersten Frau Henriette (Jetty), einer Opernsängerin, und komponierte Österreichs inoffizielle Hymne und seinen berühmtesten Walzer „An der schönen blauen Donau“. Die heiter-elegante Melodie macht auch knapp 160 Jahre später noch glücklich und ist der Inbegriff des Wienerischen. Kaum ein in alle Welt ausgestrahltes Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker geht ohne den berühmten Walzer im Großen Saal des Musikvereins über die Bühne. Niemals würden die Wiener das neue Jahr ohne die musikalischen Perlen der Strauss-Dynastie beginnen, die der Vater, Johann Strauss (1804-1849), begründete. Sein fröhlich-beschwingter Radetzky-Marsch schließt traditionell das Neujahrskonzert und wurde 1848 in einer Zeit des politischen Umbruchs uraufgeführt. „Ab Mitte des Jahrhunderts hat sich die Musikszene privatisiert und jeder Kaffeehausbesitzer durfte einen Ballsaal betreiben“, erzählt der Stadtführer Gilles Gubelmann. Ganz Wien tanzte den Walzer auf Bällen – ganz gleich, ob von Adel oder nicht.
- Die Wohnung in der Praterstraße 54, wo Johann »Schani“ Strauss gemeinsam mit seiner ersten Frau Henriette von 1863 bis 1870 residierte. Hier schrieb der Walzerkönig seinen weltberühmten „Donauwalzer“, der neben dem Radetzkymarsch als inoffizielle Hymne Österreichs gilt
- Darf es eine Tour per Kutsche sein?
- Briefe, Konzertprogramme oder Johann Strauss in Öl auf Leinwand: Im Theatermuseum nahe der Albertina lockt eine sehenswerte Strauss-Ausstellung
Große Bälle sind eine Tradition, die bis heute in Österreichs Hauptstadt dazugehört. Wer im Dreivierteltakt das Tanzbein über das Parkett schwingen will, ist in Wien richtig. Im Januar beginnt die Ballsaison, die sich bis zum Frühsommer zieht. Der bekannteste ist der Opernball in der Staatsoper, doch etwa auch der Juristen- oder Jägerball in der Hofburg begeistern Tanzfreunde. Ein Walzer mit der typisch sinfonischen Wucht der Sträusse steht garantiert auf dem Programm. „Die Sträusse haben den Walzer nicht erfunden, aber sie haben ihn zum großen Orchester-Werk entwickelt. Der Vater war der Wegbereiter dafür. Das Verhältnis zu seinen Söhnen und vor allem Johann war schwierig und von Konkurrenz geprägt“, erklärt Gilles Gubelmann. Erst nach dem Tod des Vaters 1849 – er starb an Scharlach und Erschöpfung – startete Johann mit der energischen Unterstützung seiner Mutter Anna durch zum Superstar des 19. Jahrhunderts.
Also zurück in die Beletage des Strauss-Museums in der Leopoldstadt: Hier legte der „Schani“ oder „Jean“ – wie die Wiener Johann Strauss nennen – die Beine nach seinen Auftritten hoch. Selten ging er privat aus, zu erschöpft war er meist von seinem enormen Pensum an Konzerten. Oft mehrere an einem Abend, bei denen er dem Publikum zugewandt dirigierte. Im Job war Strauss ein Workaholic. „Er schrieb etwa 500 Kompositionen, war geschäftstüchtig und nahm hohe Gagen. Die Organisation seiner Auftritte übernahm erst seine Mutter, später nacheinander seine drei Ehefrauen“, erzählt Gilles Gubelmann.
- Gilles Gubelmann führt kenntnisreich durch Wien und auch auf den Spuren zu Johann Strauss
- Ein Stern am Musikerhimmel: Johann Strauss begegnet man fast an jeder Wiener Ecke
Dann weiter in das prächtige Herz von Wien am Ring mit Hofburg, Oper, die Zwillingsbauten aus Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum oder die Secession, die nahe am Naschmarkt liegt. Die goldene Blätterkuppel der Secession leuchtet von weitem. Kurz vor Johann Strauss' Tod wurde die herausragende Jugendstil-Ausstellungsarchitektur eröffnet. Während hier der musikalische Geist von Wagner und Beethoven eine Rolle spielt, gibt es genau gegenüber mit dem Museum New Dimensions eine neue, opulente Strauss-Schau. Auf 800 Quadratmetern inszeniert die Art & Tech-Ausstellung sein Leben als interaktives, multimediales Erlebnis. Per GPS-getracktem Audio-Guide taucht man in die schwierigen Familienverhältnisse ein: Papa Strauss war nicht nur ein Egozentriker, der seinen Söhnen musikalischen Erfolg nicht gönnte, sondern auch untreu und zeugte 14 Kinder mit zwei Frauen.
Auch für den Sohn spielte die Liebe eine große Rolle: Die russische Musikerin Olga Smirnitskaja, die er auf Konzert-Tournee in Pawlowsk kennenlernte, erobert sein Herz und wird seine erste große Liebe. Doch es endet unglücklich, wie in den ausgestellten Briefen nachzulesen ist. Ein Raum weiter werden die politischen und industriellen Umbrüche des 19. Jahrhunderts skizziert. Dazu zählen auch große Erfindungen wie die Eisenbahn – für Strauss eine grässliche Errungenschaft. Fortan musste er seine Tourneen nicht mehr wie der Vater schon mit der Kutsche unternehmen, sondern mit der Bahn wie etwa auf der Strecke von St. Petersburg nach Pawlowsk 1858/59. „Er hatte große Angst vor dem Reisen. Er zog die Vorhänge zu, wenn die Bahn über eine Brücke fuhr. Aber er ist trotzdem gereist, sogar per Schiff über den Atlantik bis nach Boston“, sagt Gilles Gubelmann. Das US-amerikanische Konzert im Sommer 1872 übertrifft mit etwa 60.000 Zuschauern alle seine bisherigen Konzerte. Strauss dirigiert in Boston ein Riesen-Orchester aus 1000 Musikern, darunter allein 400 Geiger – es war ein Mega-Gig vergleichbar heute mit einem Popstar-Konzert. Im New Dimensions erleben Besucher das Bostoner Spektakel als Teil eines audiovisuellen Schluss-Akkords – ein Hör- und Sehgenuss.
- Touristen fahren per E-Limousinen oder Kutschen zur Hofburg, der einstigen Winterresidenz der Habsburger Monarchie
- Der Eingang zur Hofburg: Das Wiener Hofburg Orchester gibt bis in den Herbst hier im Zeremonien- und Festsaal Konzerte mit Werken von Strauss und Mozart
- Ein tolles multimediales Strauss-Erlebnis: das neue Museum New Dimensions gegenüber der Secession
- Eines der berühmtesten Kunsthäuser der Welt: das Kunsthistorische Museum am Ring gegenüber der Hofburg
- Bar, Brasserie und Restaurant mit Schanigarten: Das Lokal Zum schwarzen Kameel gibt es seit dem 17. Jahrhundert
- Am 15. Januar 1870 spielt Johann Strauss Sohn beim Einweihungsball im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins auf. Jedes Jahr wird von hier das berühmte Neujahrskonzert übertragen. Bei den Zugaben lautet das Motto: „The same procedure as every year“. Zuerst erklingt der Donauwalzer, gefolgt vom Radetzkymarsch, bei dem das Publikum fröhlich mitklatscht
Wieder vor der Museumstür ist es nicht weit bis zur nächsten Strauss-Schau: Der berühmte Sohn der Stadt steht auch im Theatermuseum im Palais Lobkowitz nahe der Albertina im Fokus. Die anschaulich, wissenschaftlich kuratierte Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Wien Bibliothek beleuchtet genauer die Familiengeschichte der „Sträusse“ mit Mama Anna und den Brüdern Eduard und Josef. Gemeinsam brachten sie „die Strauss-Firma“ zu Ruhm, der bis heute andauert und der den Wiener Walzer zum UNESCO-Kulturerbe kürte. Dazu sind alte Bühnenkostüme effektvoll in roten Logen inszeniert wie etwa das des humorvollen „Frosch“ aus der Operette „Die Fledermaus“. Hörproben von Arien an Audio-Stationen runden die Ausstellung ab und natürlich taucht man in die weltberühmte Arie des Gesangslehrers Alfred (ebenfalls „Die Fledermaus“) ein. Der Text des Singspiels wurde längst zum geflügelten Wort und wenn auch kein Walzer, so doch perfekt für Seligkeit: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“ – auf nach Wien zum Strauss-Jubiläum.
Die Reise wurde unterstützt von Wien Tourismus und dem Hotel The Amauris Vienna.
Weitere Informationen:
Jubiläumsprogramm:
Die Stadt Wien bietet bis 31.Dezember 2025 ein vielfältiges Kulturprogramm, das 65 Produktionen und 3 Ausstellungen an 69 verschiedenen Locations in Wien präsentiert. Das Spektrum teilt sich in drei Programmsäulen auf: PUR (Johann Strauss klassisch), MIX (Strauss Werke im modernen Kontext), OFF (Strauss Werke in experimentellen Formaten)
www.johannstrauss2025.at
Museen:
Wien Museum Johann Strauß Wohnung
www.wienmuseum.at/johann_strauss_wohnung
New Dimensions
www.johannstrauss2025.at/en/event/johann-strauss-new-diemensions
Theatermuseum: Johann Strauß die Ausstellung in Kooperation mit der Wien Bibliothek im Rathaus. Bis 17.August 2025
www.theatermuseum.at
Kunsthistorisches Museum
Weltberühmte Kunstsammlung mit Exponaten aus 5000 Jahren
Sonderausstellung: Arcimboldos größte Meisterwerke plus weltberühmte Gemälde von Bruegel und Bassano. Bis 29.Juni
www.khm.at
House of Strauss: interaktives Museum mit Konzertsaal und Restaurant im 19. Bezirk (Casino Zögernitz)
www.houseofstrauss.at
Private Stadtführungen z.B. mit Gilles Gubelmann
www.gilles-guide-vienna.com
Blitz-Tanz- sowie Ballkurse
www.elmayer.at
Essen:
Brasserie Zum schwarzen Kameel
www.schwarzeskameel.at
Glacis Beisel: moderne Wiener Küche
www.glacisbeisl.at
Anreise:
Per Flugzeug z.B. mit Austrian Airline ab Frankfurt nach Wien und zurück inkl. Hand- und 23 kg-Aufgabegepäck ca. 250 Euro
Per Bahn ab Frankfurt nach Wien und retour ohne Umsteigen 2.Klasse zum Flexpreis Europa ca. 355 Euro
Unterkunft:
The Amauris Vienna
Das Hotel liegt in idealer Lage am Kärnter Ring schräg gegenüber der Wiener Staatsoper und wurde 1862 als Adelspalais erbaut. Ab 2018 wurde es komplett saniert und Anfang 2023 eröffnet. Es hat 17 Suiten und 45 Zimmer eingerichtet in einem elegant-klassischen Stil mit Marmorbädern und Marmortüren. Es gibt ein Bistro sowie mit dem Glasswing ein empfehlenswertes Restaurant. Das Hotel verfügt über einen Spa-Bereich mit Innenpool, Whirlpool, Sauna und Dampfbad. Es gehört zur Luxushotel-Vereinigung Relais & Châteaux.
Preisbeispiel:
Deluxe Zimmer: ab 390 EUR pro Nacht inkl. Frühstück
Executive Suite: ab 720 EUR pro Nacht inkl. Frühstück
Grand Maisonette Suite: ab 970 EUR pro Nacht inkl. Frühstück
Steigenberger Hotel Herrenhof
Das Hotel liegt im ersten Bezirk, nicht weit vom Kohlmarkt und Graben entfernt und nur wenige Fußminuten zur Staatsoper. Es hat 196 Zimmer und Suiten. Es gibt ein Restaurant, Bar sowie einen Spa-Bereich mit Sauna.
Eine Übernachtung im DZ ab ca. 200 Euro
www.hrewards.com
Fotocredit: Petra Kirsch (15)
- Die Secession mit der goldenen Blätterkuppel wurde um 1900 als avantgardistisches Ausstellungshaus eröffnet. Der Beethoven-Fries von Gustav Klimt im Inneren ist weltberühmt.
- Im Theater an der Wien feierten viele Strauss-Operetten ihre Uraufführung, darunter auch zwei seiner größten Erfolge: „Die Fledermaus“ (1874) und „Der Zigeunerbaron“ (1885). Auch heute werden Strauss-Werke hier aufgeführt
- Der Donaukanal schlängelt sich entlang die Wiener Leopoldstadt