Sri Lanka – ein Roadtrip zu Buddha, Tee und Traumstränden
11. Juli 2023Frankenwald und Fichtelgebirge – ein romantischer Geheimtipp
Süffiges Bier, edles Porzellan, Richard Wagners Opern und Deutschlands beliebtester TV-Moderator Thomas Gottschalk sind die bekanntesten Exportschlager von Bayerns nordöstlichster Region. Doch Franken hat noch mehr zu bieten. Da sind die zauberhaften, kulturhistorisch spannenden Städte Bamberg, Bayreuth und Coburg sowie eine grüne, märchenhaft-schöne Landschaft aus Frankenwald und dem wildromantischen Fichtelgebirge, die die deutschen Romantiker wie E.T.A. Hoffmann, Friedrich Rückert oder Jean Paul ab Ende des 18. Jahrhunderts zu gefühlvoller Poesie beflügelte.
Das ist ewig her, mehr als 200 Jahre. Aber seit der Corona-Pandemie scheinen die Werte der deutschen Romantiker wieder den Zeitgeist zu treffen. Wer hat nicht Sehnsucht nach heiler Welt und sucht im Grünen die vermisste Ruhe? Camping und individuelle Erlebnisse in der Natur boomen. Im „Mutterland“ der deutschen Romantik können Gäste bei idyllischen Naturmomenten wunderbar entspannen und die Seele in sonnigen Fichten- und Buchenwäldern baumeln lassen. Dem Gesumme der Insekten, dem Vogelgezwitscher und dem Murmeln der Bäche lauschen – herrlich erholsam, friedlich und romantisch. Eine Entdeckung des grünen Sommerglücks im Frankenwald und Fichtelgebirge!
Im Meer aus Granit nach Helgoland im Fichtelgebirge
Felsen soweit das Auge reicht: rund, oval oder mit kuriosen Ausbuchtungen. Aufeinandergetürmt oder verschachtelt mit schmalen Spalten, Höhlen und Grotten. Oft grün bemoost und von Bäumen überschattet. Das Felsenlabyrinth Luisenburg mit der gleichnamigen Freilichtbühne in Wunsiedel nahe der tschechischen Grenze ist ein wildromantischer Ort mit einer spannenden Kulturhistorie, den man nicht verpassen sollte. 1790 wurde das Felsenlabyrinth als bürgerlicher Landschaftsgarten gegründet und in den folgenden Jahren mit Wegen, Leitern, Treppen und Aussichtplätzen gestaltet. 100 Jahre später kam die Theaterbühne dazu, die dieses Jahr unter anderem „Die Schöne und das Biest“ aufführt sowie das kontrovers diskutierte Musical „Kalte Freiheit – ein Spion zwischen den Grenzen“.
Das Felsenlabyrinth ist wie ein steinerner Irrgarten. Oft lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen, wo der Weg entlangführt und nicht selten schlängelt man sich durch schmale Spalten oder erklimmt Gittertreppen, um etwa vom „Napoleonshut“ die Aussicht zu genießen wie einst Königin Luise von Preußen. Die Namensgeberin des Felsenlabyrinths hatte beim Blick über den Felsen in Zweispitz-Form sicher keine wohlwollenden Gedanken für den französischen Kaiser. Im Gegenteil. An den Feldherrn, der große Teile Europas ab Ende des 18. Jahrhunderts überrannt hat, erinnert im Felsenlabyrinth ein cleveres Denkmal, initiiert unter anderem von Hamburger Kaufleuten, die Napoleons verhasste Kontinentalsperre ganz im Geheimen umgingen. Also über die Zuckerschmugglerroute im Felsenlabyrinth Luisenburg durch das Meer aus Granit bis Helgoland laufen – eine herrliche Wanderung wie eine Zeitreise in die deutsche Romantik.
Tipp: Eine der ausgezeichneten Führungen etwa mit Christine Roth buchen.
Von Zorro und Abhörtürmen auf dem Schneeberg
Nur eine kurze Autofahrt weiter Richtung Bischofsgrün und man taucht in die für das Fichtelgebirge typische Landschaft ein. Bizarre Felstürme und riesige Halden aus Gesteinsbrocken, die wie vom Himmel gefallen wirken, gehören hier zur waldreichen, hügeligen Naturkulisse, in der auch Luchse und Wölfe zu Hause sind. Die sanft gerundeten, gut 1000 Meter hohen Berge Schneeberg und Ochsenkopf sind die Gipfelkönige und bieten völlig verschiedene Erlebnisse. Letzterer ist als populärer Erlebnisberg der Region bekannt. Wanderer, Mountainbiker und im Winter Skifahrer schweben per Seilbahn auf den Ochsenkopf, während auf dem Schneeberg ein alter Fernmelde- oder umgangssprachlich Abhörturm der Bundeswehr als Relikt des Kalten Krieges in den Himmel ragt. Viele Jahrzehnte war der Schneeberg mit Sicht in die ehemalige DDR militärisches Sperrgebiet. Heute gilt er als Symbol des Friedens und ist schön zum Wandern etwa über den Felsenweg zum Gasthaus Seehaus ins Tal. Nicht erschrecken, wenn dabei plötzlich „Zorro“ aus dem Gebüsch lugt. Dann ist das der seltene Gartenschläfer mit der auffälligen Gesichtszeichnung, der sich hier wohl fühlt.
Wer sich über die gigantischen Gesteinsbrocken wundert und mehr über das auch im Sommer angenehm kühle Fichtelgebirge wissen will, kann eine Tour mit einem Ranger des Naturparks Fichtelgebirge wie etwa Ronnie Ledermüller unternehmen. Der erklärt dann ganz genau, was in der letzten Eiszeit vor 500 Millionen Jahren im Fichtelgebirge los war.
Zwei Ausflugstipps in der Nähe:
Der großzügig angelegte Wildpark Waldhaus Mehlmeisel ist für Familien mit Kindern und Tierfreunden ein klasse Ziel. Hier leben in großen Gehegen und begehbaren Volieren zahlreiche einheimische Tiere wie etwa Waldvögel, Luchse, eine Wildschwein-Rotte, Waschbären und nach Angaben des Tierparks auch die einzigen weißen Hirsche und Rehe in Deutschland. Tipp: Bei der Führung mit Futterrunde erlebt man die Tiere aus nächster Nähe.
Ein Spaziergang durch Bayerns erstes Arche-Dorf Kleinwendern bei Bad Alexandersbad ist ein schönes, interessantes Vergnügen. 2012 startete der Naturpark Fichtelgebirge hier eine Rettungsaktion und bewahrte das „Sechsämterrotvieh“, eine der ältesten Rinderrasen Europas, vor dem Aussterben. Weitere alte und gefährdete Nutztierrassen sind seitdem dazu gekommen wie etwa das Coburger Fuchsschaf, Deutsche Reichshühner oder blauäugige Hermelinkaninchen. Beim idyllischen Dorf-Rundgang kann man die Tiere auf den Weiden und in den Gehegen beobachten, mit dem einen oder anderen Dorfbewohner ins Gespräch kommen oder eine Führung buchen.
Ein Luchs im Wildpark Waldhaus Mehlmeisel
Grüner Genuss – mit Bibern und Borkenkäfern im Frankenwald
Ganz entspannt mit nur leichten Steigungen geht der grüne Genuss im Naturpark Frankenwald, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert und eines der waldreichsten Gebiete Bayerns ist. Wer etwa auf dem rund fünf Kilometer langen Rundweg Lamitzpfad bei Wallenfels mit einem der drei Naturpark-Rangern unterwegs ist, kommt obendrein in den Genuss einer spannenden, lehrreichen Tour. Denn während der Laie mit leerem Kopf über den Waldpfad spaziert ohne genau zu wissen, was da rundum wächst und in der Luft zirpt, weiß Parkranger Jan van der Sant, dass gerade eines der gefährdeten Braunkehlchen so hübsch singt und dass es immerhin wieder 14 Brutpaare im Frankenwald gibt. Beim Weiterschlendern erfährt man auch, dass im 19. Jahrhundert der Frankenwald nur aus Fichten bestand, die die Flößer reich gemacht haben. Der anspruchslose Nadelbaum ist nämlich schon nach etwa 100 Jahren groß genug zum Fällen, während die Buche ganze 300 Jahre braucht, bis die Köhler ihr Werk verrichten konnten. Und man erfährt auch, dass der winzige Borkenkäfer von ungemeiner Gefräßigkeit ist und einer Plage von biblischem Ausmaß gleicht. Im Nu bohren sich die Käfer-Sippen in die Rinde uralter Fichten und vernichten ganze Wälder. Forstbesitzer sind entsetzt und sehen auch einen anderen Frankenwaldbewohner, der Bäume und Grünzeug liebt, mit Skepsis. Der Biber galt bis zu den 1970er als ausgerottet, erzählt Jan van der Sant. Sein weiches, dichtes Fell wurde früheren Zeiten in Gold aufgewogen und da mancher dachte, das Nagetier ist ein Fisch, landete es zur Fastenzeit auch auf dem Teller. Heute zählen Jan van der Sant und seine Kollegen im Naturpark Frankenwald wieder fünf Biberburgen mit jeweils sechs Bibern. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere lassen sich zwar tagsüber nicht blicken, aber dafür fliegt im nahen Gebüsch ein Schwarzstorch auf – elegant segelt Meister Adebar über die Baumwipfel des Frankenwalds.
Tipp: Wem der Sinn nach dem Wandern nach mehr Naturromantik steht, der übernachtet im Zelt auf einem der sechs Trekkingplätze im Frankenwald wie dem im Leitschtal. Das Zelt stellt man auf einem Holzplateau auf. Holz, Feuerstelle, Plumpsklo und ein Bach sorgen für zünftig-romantische Infrastruktur.
Zwei Ausflugstipps in der Nähe:
In der Zunderschwamm Naturmanufaktur in Marktrodach hat man den Pilz, der meist auf Buchen und Birken wächst, neu entdeckt. Früher wurde Zunderschwamm zum Feuer machen benutzt wie etwa schon von Gletschermann Ötzi, weil er wie Zunder brennt. Außerdem ist seit der Antike belegt, dass der wie eine Art Stufe am Baum hängende Pilz eine wundheilende und krampflösende Wirkung sowie weitere positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. In der Naturmanufaktur kann man sich informieren und auch verschiedene, wissenschaftlich getestete Zunderschwamm-Produkte wie etwa eine Naturkosmetik-Linie kaufen.
„Gebranntes Glück“ gibt es bei der bayerischen Edelbrand-Sommelière, Ina Kirschner in Marktrodach. Die 34-jährige brennt feine, geistige Getränke wie Birnen-Brand, Ingwer-Geist, Gin und etliches mehr. Tipp: An einem Tasting auf dem Hof ihrer Eltern teilnehmen, sich durch Schnäpse und Co. probieren und mit dem persönlichem Glücks-Brand nach Hause gehen. Aber Achtung: rechtzeitig reservieren – Ina Kirschners Termine sind gut gebucht – und für einen Fahrer mit „klarem Kopf“ sorgen.
Hotel-Tipp im Frankenwald:
JUFA Hotel auf der Festung Rosenberg in Kronach
Das Drei-Sterne-Superior-Hotel ist in einem Teil der riesigen, gut erhaltenen Festung Rosenberg hoch über dem hübschen Fachwerkstädtchen Kronach untergebracht. Die Zimmer sind modern, praktisch und behaglich gestaltet und beim Blick aus dem Fenster in die Innenhöfe der Festung kommt Burgfräulein-Flair auf.
Auf der Festung gibt es neben einem Biergarten auch eine Open-Air-Bühne für Konzerte und Theater sowie ein Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums München. Als Highlight sind hier Werke des berühmtesten Bürgers ausgestellt: Lucas Cranach der Ältere wurde 1472 in Kronach geboren, hat sich nach seiner Heimatstadt benannt und ist einer der bedeutendsten Maler der deutschen Renaissance. Kunstfans werden von der Ausstellung begeistert sein.
Hotel-Tipps im Fichtelgebirge:
Hotel Puchtlers Deutscher Adler in Bischofsgrün
Charmantes, familiengeführtes Haus mit langer Tradition. Schlichte, gemütliche und großzügige Zimmer, herzlicher Service und im Restaurant kann man sich durch die berühmte, fränkische Küche schlemmen mit Bratwürsten, Klößen oder Sauerbraten mit Lebkuchensoße. Serviert wird selbstverständlich auf Porzellan aus dem Fichtelgebirge.
Restaurant-und Hotel-Tipp in Bad Alexandersbad:
www.soibelmanns.de/hotels/soibelmanns-hotel-bad-alexandersbad
Fotocredits: Tourismuszentrale Fichtelgebirge/Florian Manhardt (2), Tourismuszentrale Fichtelgebirge/Florian Trykowski (1), Dr. Otmar Fugmann/TuV Lucas-Cranach-Stadt Kronach/FrankenTourismus (1), FrankenTourismus/FRW/Hub (1), Petra Kirsch (19).
Meine Teilnahme an der Gruppen-Pressereise im Mai 2023 fand auf Einladung von FrankenTourismus statt.