Luxushotels im Alpenraum – ein Interview mit Carsten K. Rath
17. April 2024Großes Landschaftskino an Grand Canyon & Co.
Es gibt kaum eine berühmtere Schlucht auf der Welt als der Grand Canyon im Norden Arizonas. Unzählige Male hat man ihn schon in Filmen und auf Fotos gesehen, aber wer dann tatsächlich am ersten Aussichtspunkt am Rand der Schlucht steht, ist sprachlos angesichts der Weite, Tiefe und dramatischen Schönheit.
Vom Grand Canyon nehme ich euch hier mit auf einen abenteuerreichen Roadtrip durch den Grand Canyon State zu weniger bekannten, aber spektakulären Canyons, darunter ein paar echte Geheimtipps und ein wilder Wasserfall. Es geht erst nach Nordosten und dann weiter nach Süden durch das Reservat der Navajo Nation, das größte Indianer-Reservat der USA, an der Grenze zu New Mexico. Über Flagstaff und Sedona weiter nach Süden fahren bis Scottsdale.
Mein Tipp für eine 10-14-Tage-Reise: Nach Las Vegas fliegen, dort Party machen, dann per Mietwagen eine Woche lang zum Canyon-Hopping mit Badespaß in der Mojave-Wüste aufbrechen, am Ende in Scottsdale in einem der tollen Wellness-Hotels in der Sonara-Wüste relaxen und von Phönix nach Hause fliegen. Yeah, so geht Urlaub!
Nationalpark Grand Canyon
Vom Süden Utahs bis in den Nordwesten Arizonas erstreckt sich das mächtige Colorado-Felsplateau, durch das der reißende Colorado River sich auf etwa 450 Kilometer Länge seinen Weg gebahnt hat – der Grand Canyon. Sein Entstehen ist unfassbar lange her, nämlich etwa zwei Milliarden Jahre. Das haben Geologen aus den steilen Wänden der Schlucht ermittelt, die wie ein Schichtsalat aufgebaut sind und mal aus härterem, mal aus weicherem Gestein bestehen. Am Boden des etwa zwei Kilometer tiefen Grand Canyons mäandert wie beschwipst der Colorado River in herrlichen Schleifen dahin auf seinem Weg nach Kalifornien Richtung Meer. Je nach Uhrzeit leuchten die Felsen der Schlucht von grau-grün bis zu ockerfarben und orange-rot. Zum Sonnenaufgang oder in der Abendsonne ist die Aussicht einfach magisch, etwa am Yaki oder Hopi Point.
Jedes Jahr hat der Grand Canyon etwa sechs Millionen Besucher. Die meisten fahren zum South Rim (Südrand), den man das ganze Jahr bereisen kann. Der North Rim ist wegen Schneefällen von etwa Oktober bis Mai gesperrt. Aber im Sommer ist er die idyllischere Alternative zur sehr gut besuchten anderen Talseite. Ein weiterer spektakulärer Aussichtspunkt in Form eines gläsernen, hufeisenförmigen Skywalks liegt außerhalb des Nationalparks im Reservat der Hualapai in Grand Canyon West.
Der Besuchsklassiker ist der asphaltierte South Rim Trail. Er ist von Museen und Besucherzentren gesäumt, in denen man sich über das zum UNESCO Welterbe zählende Naturwunder informieren kann. Zudem reiht sich ein fantastischer Aussichtspunkt an den anderen. Hier schweift der Blick über die getreppten Felswände und bizarren Steinformationen in die Tiefe und bis zum Horizont. Im 1905 erbauten Hopi House kann man nach schönem Kunsthandwerk der amerikanischen Ureinwohner oder Souvenirs stöbern und gegenüber liegt ein Traumhotel am Rand des Canyons. Das El Tovar wurde ebenfalls 1905 erbaut und bietet gemütlichen Western-Style-Chic. In der Lobby schauen ausgestopfte Bison-, Elch- und Hirschköpfe auf die Besucher und live trifft man die Tiere vor der Tür zwischen den mächtigen Ponderosa-Kiefern. Im Restaurant des El Tovar sowie in der Bar wird gehobene, klassische US-Küche serviert. Es gibt ein paar mehr Lodges zum Übernachten am Schluchtrand, aber die meisten Besucher suchen sich ein Hotelzimmer im Grand Canyon Village z.B. das Best Western Premier Grand Canyon Squire Inn (Familienhotel mit Pool, große Zimmer).
Weitere Ausflüge: Es gibt mehrere Scenic Drives, die man mit dem eigenen Auto machen kann oder mit Shuttle Bussen und natürlich Wanderungen wie der South Kaibab Trail. Wander-Tipp: gut vorbereiten, viel Wasser mitnehmen, im Sommer ist es höllisch heiß; hohe Wanderstiefel tragen, es gibt gefährliche Klapperschlangen und nur bei gutem Wetter loslaufen. Im Sommer ziehen teils starke Gewitter über den Grand Canyon. Man sieht mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen den Ponderosa-Kiefern Elche und Hirsche. Mein Tipp: Mit Abstand in aller Ruhe vorbeilaufen.
Panoramaflüge im Hubschrauber über den Grand Canyon begeistern viele und sie sind sicher klasse. Mir waren sie zu teuer und ich fand, ich muss meine Öko-Bilanz nach dem Langstreckenflug nicht noch verschlechtern.
Lake Powell – im Motorboot durch einen super Canyon
Drei Autostunden vom Grand Canyon Richtung Nordost und man erreicht die Wahweap Marina am südlichen Zipfel des Lake Powell an der Grenze zu Utah und sechs Kilometer von Page entfernt. Der zweitgrößte künstliche See der USA entstand nach dem Bau des Staudamms am Glen Canyon 1966 und es dauerte zig Jahre bis sich der Canyon mit Wasser gefüllt hat. Heute ist er ein beliebtes Urlaubsziel vor allem bei US-amerikanischen Familien, die mit ihren superkomfortablen Hausbooten (zweistöckig, Rutsche, Jetskis am Heck etc.) tagelang über den See cruisen, in Buchten das Boot über Nacht festmachen und unter dem fantastischen Sternenhimmel zu Abend essen. Die Landschaftsszenerie am Lake Powell in der Mojave-Wüste ist fast überirdisch: Wie ein riesiger Oktopus mit vielen langen Armen zieht sich der gigantische, blau glitzernde See (Küstenlänge ca. 3100 Kilometer) durch die golden leuchtende Sandkulisse, mit steilen, rot-gelben Felswänden, Buchten, Inseln, Stränden, Felsbrücken und sowie atemberaubend engen Nebenschluchten. Mein Tipp: In der Wahweap Marina ein Motorboot mieten (PKW-Führerschein und Reisepass sind ausreichend, vorab reservieren), Picknick einpacken und einen Tag lang über den See fahren, den mächtigen Staudamm aus nächster Nähe bestaunen und in den schmalen Canyons schwimmen (Wasser im Sommer ca. 26 Grad) – fantastisch schön!
Übernachten kann man im Lake Powell Resort mit Traumblick auf den See und die Marina (Zimmer mit Balkon etwas in die Jahre gekommen, schöne Pools, Restaurant) oder in einem Hotel im nahen Page. Restaurant-Tipp in Page: Im Big John’s wird Gegrilltes im Texas-BBQ-Style serviert und köstliche Margeritas.
Jetzt geht es in die Navajo Nation Reservation
Das Reservat ist etwa so groß wie das deutsche Bundesland Bayern, hat eine eigene Regierung und eigene Polizei. Es ist dünn besiedelt, die Arbeitslosenquote hoch und viele Menschen leben unter der Armutsgrenze. Die Navajo Nation richtet sich von etwa Mitte März bis Anfang November nach der Sommerzeit. Deshalb muss man die Uhr in diesen Monaten um eine Stunde vorstellen. Und noch ein Hinweis: Alkohol ist im Reservat verboten. Wer während seines Aufenthalts hier ein Bier oder Glas Wein zum Sonnenuntergang trinken möchte, muss den Alkohol vor Einfahrt ins Reservat kaufen. Mein Tipp: Kühlbox dazu kaufen, Eiswürfel zum Befüllen gibt es in jedem Motel an der Strecke.
Horseshoe Bend und Antelope-Canyon
Die beiden Naturschönheiten in der Mojave-Wüste liegen im Reservat der Navajo Nation nahe der Stadt Page. Ein paar Kilometer stromabwärts vom Staudamm des Lake Powell macht der Colorado River eine beeindruckende Schleife wie ein Hufeisen. Vom Parkplatz hinlaufen und die hinreißende Aussicht in die Tiefe des Horseshoe Bends bewundern.
Ganz in der Nähe liegt der Antelope Canyon, der sich in Upper, Lower und X-Canyon aufteilt. Alle drei müssen ein fantastisches Erlebnis sein. Die Touren durch die einzelnen Canyons kosten ab ca. 50 Dollar je Canyon, der weniger besuchte ist der X-Canyon und im Sommer sind die Touren gut gebucht. Man muss unbedingt vorab reservieren. Das habe ich nicht gemacht und alles war ausgebucht.
Monument Valley
Die etwa 2000 Meter hohe Hochebene mit gigantischen Tafelbergen und Felstürmen ist zwar kein Canyon, aber man muss diese traumschöne Landschaft, die den Navajos gehört, mal gesehen haben. Hier wurden unzählige Filme gedreht wie viele legendäre Western mit John Wayne. Wie das Monument Valley für den Film und damit auch für den Tourismus entdeckt wurde, erfährt man, wenn man in der Goulding’s Lodge etwas außerhalb des Parks übernachtet. Das Ehepaar Goulding gründete hier 1928 einen Handelsposten und betrieb Tauschhandel mit den Navajos. Als die Geschäfte während der Weltwirtschaftskrise nicht mehr gut liefen, begeisterten sie den Regisseur John Ford in Hollywood vom Monument Valley, der darauf seinen nächsten Film (Ringo, 1939) hier drehte. Die Goulding‘s Lodge hat im Originalgebäude ein Museum über die Anfangszeit und Filmgeschichte eingerichtet und im Obergeschoß besichtigt man die alte Wohnung der Gouldings. Im Theater zeigt die Lodge Filme, die im Monument Valley gedreht wurden, es gibt ein Restaurant, Supermarkt und Tankstelle. Man wohnt entweder im Haupthaus oder in gemütlichen Chalets mit Terrasse.
Wer näher am Park wohnen will, bucht eine schlichte Holzcabin in The View und hat dann einen Wow-Blick auf den blutroten Sonnenaufgang zwischen den Felstürmen, die Butte genannt werden und alle einen Namen haben.
Den Park kann man mit dem eigenen Auto auf dem 17-Mile-Loop abfahren oder man bucht eine geführte Bustour, die weiter ins Monument Valley hineinführt. Doch das schönste Erlebnis für mich war ein Ausritt durch das Monument Valley mit einem Guide aus dem Stamm der Navajos (z. B. Dineh Trail Rides). Los geht der Ausritt am berühmten Man-On-Horse-Point auf schmalen Sandpfaden und vorbei an Felsüberhängen, Tafelbergen, dem Moneytree sowie beeindruckenden Felsnadeln. Es ist unvergesslich schön! Im Park leben Navajo-Familien in traditionellen Hogans (Rundbau aus Lehm und Holz). Sie verkaufen Kunsthandwerk und geben Einblick in ihr Leben. Man kann auch in einem Hogan übernachten, z.B. hier im Monument Valley oder nahe Page bei Sash Dine Glamping.
Canyon De Chelley in Chinle – ein Geheimtipp
Der Canyon De Chelley ist ein echter Geheimtipp und hat eine dramatisch schöne Szenerie mit der 244 Meter hohen Sandsteinsäule The Spider Rock. Ein Top-Platz am Schluchtrand zum Sonnenuntergang! Man kann wie am Grand Canyon auch einen Scenic Drive abfahren, aber mein Tipp ist im einzigen Hotel direkt im Canyon-Park zu übernachten. Die Thunderbird Lodge gehört Navajos, hat ein Restaurant, eine Boutique mit schönem Kunsthandwerk sowie 69 behagliche, ebenerdige Zimmer, die sich wie in einem Motel aneinanderreihen. Man parkt vor der Tür. Hier muss man die Shake-and-Bake-Tour buchen. Der Name hält, was er verspricht. Es geht mit dem Navajo-Guide in einem Geländewagen mit offener Pritsche mitten durch den Canyon, der sich nach viel Regen in einen reißenden Fluss verwandeln kann. Keine Angst: Das leistungsstarke Allradfahrzeug meistert die Anforderung. Aber es ist ein Abenteuer. Man fährt an den hohen Felswänden vorbei, sieht indianische Petroglyphen, Pferde und auch Häuser, der etwa 40 Navajo-Familien, die heute im Canyon leben. Der Guide berichtet über die Lebensweise der amerikanischen Ureinwohner, der frühen Pueblo-Kultur und wie 1863/64 die letzten Indianer hier Zuflucht vor Kit Carson und seinen Männern suchten und sich von den 300 Meter hohen Steilwänden in den Tod stürzten. Eine leidvolle Geschichte vor großartiger Naturkulisse.
Auf dem Weg nach Holbrook
Die Hubbel Trading Post National Historic Site besuchen. Es ist einer der ältesten Handelsposten und sieht immer noch so aus wie im 19.Jahrhundert, als John Lorenzo Hubbel 1876 begann mit den Navajos Handel zu betreiben. Im Laden kann man immer noch schöne Dinge einkaufen.
Kurz vor Holbrook biegt man auf eine 10-Meilen lange Sandpiste in der Painted Desert ab, die man nur befahren sollte, wenn sie nicht zu matschig ist. Sonst nur mit Allradauto. Am Ende der Piste kündigt ein gewaltiges Donnern und Rauschen die Grand oder Chocolate Falls an. Der Wasserfall des Little Colorado Rivers stürzt beeindruckend in die Tiefe und führt nach viel Regen oder der Schneeschmelze viel Wasser und braunen Schlamm mit sich – daher der Name. Die Chocolate Falls sind wenig besucht und es gibt weder eine Toilette noch Kiosk.
Wer eine Übernachtung in Holbrook braucht: Die 59 Zimmer des GreenTree Inn sind relativ modern, neu und sauber. Holbrook ist ein trostloser Ort, nur wenige Restaurants. Im The Chamaleon isst man mexikanische Hausmannskost wie Enchiladas mit Bohnen und Reis.
Nach Holbrook verlässt man das Reservat der Navajo Nation.
Letzte Schlucht: Walnut Canyon
Ein bildschöner, kleiner, aber tiefer Canyon, in dem 800 Jahre lange Menschen gelebt haben. Mein Tipp: Den etwa einstündigen Spaziergang über den Treppenweg in den Canyon machen und dabei die alten Pueblo-Räume eines frühen Indianerstammes namens Sinagua unter den Felsvorsprüngen entdecken.
Wer mehr wissen will, besucht das gut gemachte, nahe gelegene Museum of Nothern Arizona.
Unternehmungslustige fahren noch nach Flagstaff an der Route 66, das im Winter zum Skifahren beliebt ist und ins attraktive Sedona mit seinen markanten, roten Felsen.
Sonst etwa drei Stunden nach Scottsdale weiterfahren und in einem der schönen Wellness-Hotels in der Sonora-Wüste für ein paar Tage einchecken.
Siehe Blog-Artikel Scottsdale.
Mehr Infos: www.visitarizona.com
Fotocredit: Petra Kirsch
Die Reise wurde in Teilen unterstützt von Arizona Office of Tourism.
2 Comments
Toller Blog! Interessante Artikel mit Insider Infos über Reisedestinationen😍
Liebe Darina, das finde ich klasse, dass mein Blog auch einer jungen Frau wie dir gefällt! Merci!